Neu: Notfallhebamme für Delmenhorst und Landkreis Oldenburg gibt schnellen Rat

Die Hebammenzentrale für Delmenhorst und Landkreis Oldenburg brummt – und hat nun ein neues Angebot für Mütter bei Notfällen mit dem Baby: Eine Notfallhebamme hilft, wenn guter Rat rar ist.

In der Not helfen – und gleichzeitig aufspüren, was bei der Hebammenversorgung für Mütter im Argen liegt, das sind die neuen Aufgaben der Notfallhebamme in Delmenhorst und dem Landkreis Oldenburg. Mit dem neuen Angebot wollen Landkreis, Stadt Delmenhorst und das Delmenhorster Institut für Gesundheitsförderung (DIG) Müttern den Start ins Muttersein erleichtern – bei akuten Problemen, und bei kommenden.

Eine erfahrene Hebamme hilft in der Not

Mütter, die nach der Geburt ihres Kindes trotz intensiver Suche keine reguläre Hebamme haben, sollen im Notfall – Stillprobleme, Gedeihstörungen, nicht verheilende Narben, Brustentzündung und vieles mehr – eine Beraterin haben, die sie dann anrufen können. Laut Dr. Johann Böhmann, Leiter des DIG, gilt das für die resignierten Frauen, die es nicht schaffen konnten, sich anderweitig reguläre Beratung zu holen und dringend Hilfe brauchen. Bei diesen Problemen hilft künftig die erfahrene Hebamme und Ruheständlerin Ulrike Wellborg – die die Aufgabe spürbar genießt.

Eine Bereicherung im Ruhestand

Die 71-Jährige hätte zwar eigentlich so einiges Geruhsames zu tun in ihrem Ruhestand, wie Zeit mit Hund, Katze, beim Klavierspielen oder Malen verbringen – ihre Hobbys. Dafür ist noch Zeit, aber: Montags und mittwochs zwischen 10 und 16 Uhr sowie freitags von 13 bis 16 Uhr können Frauen, die ein Kind bekommen haben mit allen damit verbundenen Problemen, bei ihr anrufen. Wellborg ist die neue Notfallhebamme für Delmenhorst und den Landkreis, die mit dem DIG daneben auch die Hebammenzentrale betreiben. Wellborg ist auch bis in den Ruhestand verwachsen mit ihrem Beruf, oder von ihm bereichert: „Es lässt einen doch nicht ganz los. Und es hält jung“, stellt sie mit einem zufriedenen Lächeln fest.

Seit April ist die Notfallnummer 0160 92652772 scharfgeschaltet. In den vergangenen zwei Monaten sind rund 30 Anrufe bei Wellborg gelandet, in einigen wenigen Fällen hat sie die Familien auch besucht.

Hebammenzentrale parallel auf Volldampf

Das Projekt Notfallhebamme läuft parallel zu dem der Hebammenzentrale der Stadt und des Landkreises Oldenburg. Die Zentrale ist bereits seit 2019 eine Hilfestellung für Mütter oder Familien, die eine Hebamme suchen. Rund 350 Frauen, sagt Böhmann, werden durch die Hebammenzentrale pro Jahr etwa vermittelt. Die Vermittlungsquote liege bei 95 Prozent. 38 Hebammen sind in dem Verbund vernetzt, fünf Mitarbeiterinnen kümmern sich bei einem Anruf darum, dass die Frauen eine Hebamme bekommen. Das, sagt Böhmann, sei ein Erfolgskonzept. Dr. Julia Steitz-Matiszick, die Leiterin vom Fachdienst Gesundheit bei der Stadt Delmenhorst und Martina Plagge, Koordinatorin der Gesundheitsregion des Landkreises, sind froh, diese Kooperation mit dem DIG und miteinander zu haben. „Wir freuen uns, dass es so gut harmoniert“, sagt Steitz-Matiszick, und Plagge: „Es ist eine sehr gute Zusammenarbeit, und bewundernswert, dass sich Hebammen finden, die das möglich machen.“

Anhaltspunkte über unbekannte Probleme

Ob und welche Probleme es dennoch geben kann, trotz der Hilfe durch die Hebammenzentrale, das wird letztlich nun auch durch das neue Projekt der Notfallhebamme eruiert. Die Aufgabe der erfahrenen Hebamme Wellborg ist es auch zu erfassen, warum die Mütter oder Familien überhaupt so weit gekommen sind, dass sie ein Notfalltelefon anrufen mussten. „Wir sammeln diese Daten und werten aus“, sagt Böhmann. Er erhofft sich wertvolle Anhaltspunkte, wo zwischen Schwangerschaft und sich einspielender Mutterschaft noch der Schuh drückt. Wellborg wird so nicht nur zur Notfallberaterin, sondern auch zur Späherin genereller Probleme in der Versorgung.

„Das Ergebnis kann sein, dass man die Notfallhebamme nicht braucht“, sagt Böhmann – also quasi „alles gut“ ist. „Aber ich vermute, dass es eine Gruppe von Familien gibt, bei denen die Versorgung so schlecht ist, dass es auch nachhaltige Probleme für die Gesundheit der Kinder und Mütter gibt“, so der DIG-Leiter. Das zu erfassen, dafür bleiben zunächst zwei Jahre – die Zeit, für die das Projekt durch Landesförderung und die beiden Kommunen Delmenhorst und Landkreis Oldenburg gefördert werden. Böhmann ist auf die Ergebnisse, die daraus erwachsen, gespannt.