Delmenhorster Institut für Gesundheitsförderung (DIG)

Stimmungsampel hilft, wenn die Worte fehlen

Landscapehealth-day
„Wie geht es dir?“ Diese einfache Frage kann Menschen gut tun, aufwühlen oder auhc Brücken zur Hilfe bauen. Linda Dervishaj und Dr. Johann Böhmann vom Delmenhorster Insittut für Gsundheitsförderung DIG auf der Nordwolle haben eine Maschine entwickelt, mit der sie die Stimmungslage messen wollen. Der Hintergrund ist durchaus ernst,

Die Maschine sieht aus wie ein Koffer mit einer integrierten Ampel. Die Befragten sollen sich trauen, ihren Gefühlen durch einen einfachen Fingerdruck Ausdruck zu verleihen. Die Gefühlsampel reicht von Rot über Weiß und Gelb bis Grün. Ziel ist es, mit dem Stimmungsmessgerät einfach und spielerisch in Interaktion mit Menschen zu kommen und das Thema mentale Gesundheit in den Mittelpunkt zu stellen. Der Apparat und das Konzept sind Teil des geförderten EU-Pilotprojekts „JA ImpleMental“, das das Thema psychische Gesundheit stärker ins Bewusstsein bringen möchte, denn psychische Probleme sind allgegenwärtig und werden oftmals totgeschwiegen. Für mehr Sensibilisierung und Aufklärung soll das Projekt sorgen. Linda Dervishaj ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin für die Projektdauer von 18 Monaten. Sie sagt: „Unsere seelische Gesundheit ist enorm wichtig. Leider spiegelt sich das in unserer Gesellschaft nicht wider. Der Umgang mit der eigenen psychischen Gesundheit, besonders wenn sie belastet oder erkrankt ist, ist für viele Menschen schwierig. Über eine kaputte Schulter wird normal geredet, aber Gefühle wie Traurigkeit, Einsamkeit oder Stress machen viele Menschen ausschließlich mit sich selbst aus, weil auch die Gesprächspartner nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.“ Und das betrifft nicht nur Erwachsene.

Über 3000 Familien brauchen Hilfe

Als ehemaliger Chefarzt der Kinderklinik hat Dr. Hans Böhmann dabei die Kinder im Blick: „In Deutschland sind 3,8 Millionen Kinder davon betroffen, dass ihre Eltern psychisch erkrankt sind und/oder an einer Sucht leiden. Das sind alleine in Delmenhorst über 3.000 Kinder und Familien, die Hilfe benötigen“, erklärt Böhmann. „80 Prozent der Kinder werden dadurch selbst zu Symptomträgern und reagieren in der Kita oder in der Schule auffällig. Wir müssen das gesamte Familiensystem heilen, also die Kinder und ihre erkrankten Eltern, was für die Betroffenen eine bessere Unterstützung erforderlich macht.“ Hans Böhmann, der bereits eine Hebammenzentrale erfolgreich aufgebaut hat, sieht organisatorische Parallelen: „Unser aktuelles Gesundheitssystem ist nicht auf die Bedürfnisse von psychisch erkrankten Menschen ausgelegt. Die Angebote müssen viel einfacher, verständlicher, transparenter und vor allem zentraler sein“, sagt er aus Erfahrung und ergänzt: „Wer Hilfe benötigt, der kann sich nicht durch ein Wirrwarr von Angeboten und Formalien durcharbeiten, sondern muss niedrigschwellig aktiv begleitet werden.“ Linda Dervishaj führt aus: „Wir sind in der Situations- und Bedarfsanalyse. Danach werden wir eine Übersicht erstellen, damit das Hilfsangebot für die Betroffenen und alle Beteiligten transparenter wird.“ Darin sollen alle Hilfsangebote und Anlaufstellen in Delmenhorst aufgelistet werden. Bisher müssen Hilfesuchende bis zu acht Monate auf einen Therapie platz warten – Zeit, die viele nicht haben. Der Koffer mit der Stimmungsampel auch bei Veranstaltungen und in öffentlichen Bereichen, zum Beispiel mit Kundenverkehr, einsetzen und kann bei Linda Dervishaj ausgeliehen werden. Kontakt unter Tel. 04221 / 9813833 oder per E-Mail linda.dervishaj@d-i-g.de.